Vergleich – Pros und Kontras zu dieser Regelung
Was ich vorausschicken möchte: Das Einkommen der Kassenärzte ist frequenzabhängig (leicht zu erfassen) und nicht qualitätsabhängig (schwer zu erfassen). Eine Zunahme der Frequenz (Patientenzahl) ist schwer kompatibel mit gleichbleibender Qualität und Betreuung. Ein vermehrtes „Durchschleusen“ (= Überweisungen) wird die verlockende Folge sein.
Was wäre gut in diesem System
- Ein „in geschütztem Umfeld“ zielorientiertes Arzt/ Patientengespräch.
- Vermeidung nicht notwendiger Facharztkonsultationen.
- Besserer Überblick über die weitere Diagnostik und Therapie, Parallelbehandlungen sind meistens kontraproduktiv.
- Setzen von notwendigen Kontrollterminen
Was wäre weniger gut
- Vermehrter Begutachtungsaufwand in den AM-Ordinationen
Ganz schlecht an diesem System
- Patienten würden jetzt vermehrt mit ihren Vorstellungen und Forderungen über die weitere Abklärung und Behandlung ihrer körperlichen und seelischen Zustände kommen. Somit werden die Konsultationen steigen, da die Patienten nicht von ihren Vorstellungen und Wünschen abweichen werden.
- Angstgesteuerte Eigendiagnose welche selbst gestellt oder nach „Konsultation“ von Online-Portalen.
- Konsekutive Forderung nach technischer „Materialschlacht“ zur Diagnosefindung/ Bestätigung und damit verbunden massive Drohungen und ev. Klags- und Anzeigenflut.
- Mangelndes Vertrauen in die Einschätzung des aufgesuchten Mediziners.
- Mangelndes Vertrauen in die Notwendigkeit oder Nicht-Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, da Informationen von allen Seiten auf die Patienten einprasseln. Sie glauben daher, man würde ihnen nicht alle Vorsorge angedeihen lassen, die sie benötigen.
- Mangelnde Rückendeckung von Seiten des Versicherungsträgers bei hoher Patientenbegehrlichkeit
Patienten haben nun einmal keine ausreichendes Fachwissen zur Unterscheidung von akut/ bedrohlich – abklärungswürdig – beobachtungswürdig – behandlungswürdig – und unangenehm, aber harmlos. Müssen sie auch nicht, denn dafür hat der Staat an den Universitäten und Krankenhäusern Studenten und fertig studierte Ärzte kostenfrei zu Fachpersonal ausgebildet. Mit ihren Steuergeldern und durch einen Beitrag ihres Gehalts haben sie Anspruch auf dieses so geschaffene Gesundheitssystem.
Man sollte sich vor Augen führen, in wie vielen Ländern der Welt es eine Gesundheitsversorgung in diesem Ausmaß überhaupt gibt.
Dr. med. Claudia Nitsch