Gynäkologe Fiala: Februar 2025 mit wenigsten Geburten seit 1951
Die nun veröffentlichten Geburtenzahlen der Statistik Austria für das erste Quartal 2025 zeigen einen bedrohlichen Trend. Der seit 2021 zu beobachtende historische Geburtenrückgang in Österreich hatte sich im letzten Jahr zwar abgeschwächt, in den ersten 3 Monaten dieses Jahres jedoch wieder beschleunigt. Der Februar 2025 war der Monat mit den niedrigsten Geburtenzahlen seit 1951. Wenn dieser Trend anhält, könnte 2025 das Jahr mit den wenigsten Geburten in der 2. Republik werden. Bisher hatte es im Jahr 2001 mit 75.458 die wenigsten Geburten seit dem 2. Weltkrieg gegeben. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, ist für das Jahr 2025 lediglich mit rund 74.000 Geburten zu rechnen – und das, obwohl die Bevölkerung im Vergleich zu 2001 um 15 % gewachsen ist.“ Im Vergleich mit dem Jahr 2021 ist für 2025 mit einem Rückgang an Geburten von 13,9% zu rechnen. Besonders alarmierend: Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau war bereits im letzten Jahr mit 1,31 auf einem historischen Tiefstand in der 2. Republik (zum Vergleich: 2022 lag dieser Wert noch bei 1,41). „Besonders besorgniserregend ist, dass die Ursachen für dieses historisch negative Entwicklung noch weitgehend unbekannt sind“, erklärt der Gynäkologe DDr. Christian Fiala.

Kinderwunsch weiterhin hoch
An fehlendem Kinderwunsch kann es nicht liegen, wie eine repräsentative Umfrage des Integral Instituts für das Gynmed-Ambulatorium (14.11.–3.12.2024, INTEGRAL ONLINE Pools) Ende letzten Jahres gezeigt hat. Rund 40 % der Menschen wünschen sich ein oder ein weiteres Kind – exakt derselbe Wert wie 2016, wo die Umfrage mit annährend gleichen Fragen durchgeführt wurde. Besonders ausgeprägt ist der Kinderwunsch bei den 18- bis 29-Jährigen: Zwei Drittel (65 %) dieser Altersgruppe geben an, Kinder haben zu wollen*.
Ursachen erforschen ohne Tabus
„Die bisher häufig angeführten soziologischen, ökonomischen und psychologischen Gründe können diesen historischen Geburtenrückgang nicht erklären“, so Fiala.
Daher sei es umso wichtiger, weitere potenzielle Faktoren zu berücksichtigen. Dabei dürfe es keine Tabus geben. Auch der offensichtliche zeitliche Zusammenhang mit den Corona-Impf-Kampagnen, die im Frühjahr 2021 in großem Stil durchgeführt wurden, könnte ein möglicher Hinweis sein. Erste Studien dazu haben Hinweise auf eine Reduktion der Fruchtbarkeit gezeigt**.
Einzelne Menschen und ganze Gesellschaft betroffen
„Ein unerfüllter Kinderwunsch bedeutet in erster Linie großes Leid für die betroffenen Paare. Allerdings hat der seit vier Jahren anhaltende Geburtenrückgang inzwischen ein Ausmaß erreicht, welches auch enorme gesellschaftliche und ökonomische Auswirkungen hat und in naher Zukunft noch mehr haben wird. Wenn 14% weniger Kinder auf die Welt kommen, obwohl die Bevölkerung deutlich zugenommen hat, dann bedeutet dies eine enorme Herausforderung auf allen Ebenen – insbesondere auch für das Pensionssystem. Wir müssen diese Entwicklung ernst nehmen, die Ursachen ohne Scheuklappen erforschen und Maßnahmen entwickeln, damit die Menschen ihren erklärten Kinderwunsch auch tatsächlich umsetzen können“ fordert Fiala abschließend.
Veröffentlichung auf APA-OTS am 12.06.2025
**https://www.preprints.org/manuscript/202504.2487/v2