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RSV (Respiratory Syncytical Virus) Impfungen

Ein kurzer Überblick der RSV-Impfungen, die in Österreich zugelassen sind

26.11.2024

Über das RSV – eine kurze Beschreibung

RSV ist ein RNA Virus, dessen RNA genetische Information für 11 Proteine enthält. Zum Vergleich, auch Influenza und Corona Viren sind RNA Viren. Hingegen bei Viren, wie Adenoviren oder Vaccinia Viren ist die genetische Information in DNA gespeichert. Das RSV Virus kann Atemwegserkrankungen auslösen, wobei sich die Symptome nicht von anderen Atemwegsinfekten (Influenza, Corona-alt, Corona-neu, Rhinovirus, Adenovirus etc.) unterscheiden. Das Virus wird mittels Tröpfchen übertragen. Wie bei allen anderen Atemwegsinfekten kann die Infektion asymptomatisch verlaufen, oder eine unkomplizierte Erkrankung hervorrufen. Auch schwerere Erkrankungen sind möglich abhängig von der Konstitution des Patienten bzw. dessen Vorerkrankungen. 

Zur „Identifizierung“ eines RS-Virus wird ein PCR Test empfohlen/ verwendet. Ein PCR Test ist NICHT zum Nachweis einer Infektion geeignet. Das hat bereits der Erfinder des PCR Test und Nobelpreisträger Kary Mullis eindeutig und ausdrücklich festgestellt. Nur Symptome und der Nachweis eines RSV Antigens ist ein eindeutiger Hinweis auf eine RSV-Infektion.

RSV Impfstoffe

Derzeit steht kein aktiver Impfstoff für Kinder zur Verfügung. Kinder könnten entweder „passiv“ mit einem monoklonalen Antikörper*, der gegen einen kurzen Abschnitt auf einem RSV Protein gerichtet ist, geimpft werden (Nirsevimab/ Beyfortus – AstraZenca). Dieser Antikörper wird vorwiegend an Kinder mit Vorerkrankungen der Lunge oder des Herzen verabreicht und muss privat bezahlt werden.  Oder die werdende Mutter wird mit einem „aktiven“ RSV Impfstoff geimpft und gibt so ihre, gegen das RSV Protein gebildeten Antikörper, an das Kind weiter.

Die Begriffe „passiv“ und „aktiv“ stammen aus dem späten 19. Jahrhundert und wurden von Behring im Zusammenhang mit Diphterie geprägt. Passiv bedeutet, dass direkt ein Antiserum appliziert wird, welches spezifische Antikörper gegen den Krankheitserreger enthält. Bei einer aktiven Immunisierung wird dem Probanden ein Antigen (des Krankheitserregers) appliziert, wodurch das körpereigene Immunsystem angeregt werden soll, sowohl eine zelluläre Immunantwort zu induzieren als auch Antiköper zu bilden.Ein weiteres Beispiel für eine aktive/passive Impfung ist Tetanus. Bei einer passiven Immunisierung muss immer mit Abwehrreaktionen gerechnet werden.

Für Menschen über 60 Jahren stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung. Beide bestehen aus einem rekombinant hergestellte Protein, das sog. F-Protein** (Abrysvo – Pfizer, Arexvy – GSK). Abrysvo wird auch für die Impfung von Schwangeren eingesetzt werden. Abrysvo und auch Arexvy sind beides sog. Proteinimpfstoffe, die nach i.m. Applikation das Immunsystem anregen sollen, spezifische IgG AK zu produzieren.

** Das F-Protein wird als Immunogen für beide Impfstoffe, Abrysvo und Arexvy verwenden. Wie bereits erwähnt, wird das Protein für die Impfstoffe rekombinant hergestellt. Eine wichtige Eigenschaft des F-Protein ist, dass dieses seine dreidimensionale Struktur, die sog. Konformation, beim Eindringen des Virus in die Zelle verändern. Vor dem Eindringen in die Zelle ist das F-Protein im sog. Präfusionszustand. Bei beiden Impfstoffen wurde das F-Protein im Präfusionszustand stabilisiert, da es so ein besseres Immunogen darstellt. Das führt zur Bildung von neutralisierende Antikörper gegen RSV, was bedeutet, dass kein Eindringen in die Zelle stattfinden kann. Wie bei allen i.m. Impfungen gegen Viren des respiratorischen Trakts (Influenza, Corona, etc.), wird das angeborene Immunsystem (Mucosa in Nase, Mund und Rachen) nicht mit einbezogen. Auch die Induktion einer zellulären Immunität, vor allem der T-Zellen, findet dabei kaum statt. Daher ist für mich die Immunität durch eine Impfungen eindeutig einer Immunität durch eine natürlich durchgemachten Infektion unterlegen. Dennoch ist das Risiko einer Infektion im fortgeschrittenen Alter von Fall zu Fall zu überdenken.

Nirsevimab ist ein monoklonale Antikörper, der einen kleinen Teil des RSV F-Proteins erkennt. Die Wirkung des Antikörpers beruht darauf, dass er durch die Bindung an das RSV F-Protein, das Eindringen des Virus in die Zelle verhindert. Er hat damit eine Virus-neutralisierende Wirkung.

Die rekombinante Herstellungsmethode ermöglicht es, verschiedene Eigenschaften des Antikörpers zu modulieren (verbessern?). Nirsevimab hat einige Aminosäure-Modifikationen in der konstanten Region des Antikörpers (siehe Abb. 1), um seine Halbwertszeit im Blut zu verlängern. Derzeit werden die meisten rekombinant hergestellten Antikörper in der Krebstherapie eingesetzt. Diese Antikörper haben üblicherweise eine Halbwertszeit von 1-2 Wochen. Auf Grund dieser relativ kurzen Zeitspanne (1-2 Wochen) müsste ein Antikörper gegen RSV mehrmals über einen längeren Zeitraum appliziert werden, um einen Schutz gegen eine Infektion vermitteln zu können. Aus diesem Grund wurde, wie erwähnt, ein Aminosäurebereich (konstante Region, Abb- 1) von Nirsevimab so verändert, dass er nun mehr als 68 Tage im Blut verbleibt. Diese Technik zur Verlängerung der Halbwertszeit wird auch bei Antikörpern für die Krebstherapie angewendet.

Zurück zu RSV – Wenn man davon ausgeht, dass die Grippe Saison über 4-5 Monate dauert, müsste der Antikörper mindestens 2x appliziert werden.

Auch wenn Nirsevimab ein vollständig humaner Antikörper ist und nur an Risiko-Babys verabreicht werden sollte, darf nie außer Acht gelassen werden, dass auch vollständig humane Antikörper eine Immunreaktion hervorrufen können. Diese Beobachtungen werden bei Patienten, die eine Antikörpertherapie erhalten, immer wieder gemacht. Der Patient bildet Anti-Antikörper gegen den therapeutischen Antikörper. Durch die Bindung dieser „Anti-Antikörper“ an den therapeutischen Antikörper wird dessen Wirkung verringert. Es werden sog. Immunkomplex gebildet, deren Ausscheidung über die Nieren erfolgt. Diese Reaktion kann auch bei Nirsevimab auftreten. Es stellt sich für mich die Frage, wie stark diese Belastung für ein wenige Tage bzw. Wochen altes Baby ist.

Dr. rer. nat. Renate Konopitzky

Literatur:

Current state and challenges in respiratory syncytial virus drug discovery and development

Antiviral Reseach 221 (2024) 105791

Abb.1

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Die persönlichen Statements repräsentieren die Meinung des Autors und nicht notwendigerweise die der gesamten Ärztegruppe.

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