news 14.9.2023
Eine kürzlich veröffentliche italienische Studie zeigt, dass es möglich ist, das Spikeprotein aus der mRNA Impfung von dem Spikeprotein aus einer SARS-CoV-2 Infektion im Blut der Probanden zu unterscheiden.
Das RNA-Genom des SARS-CoV-2 Virus besteht aus ca. 30 000 Nukleotiden (die Bausteine der DNA/ RNA) und enthält die Information von 11 Hauptgenen. Das Spikeproteingen ist eines der wichtigsten Gene des Virus, denn es ermöglicht dem Virus, an die Wirtszelle über den ACE-2 (Angiotensin Converting Enzyme) Rezeptor zu binden und in die Zelle einzudringen.
Die mRNA (messenger RNA) Präparate von Moderna und Pfizer enthalten die genetische Information für die Herstellung des Spikeproteins. Die mRNA ist aber nicht so aufgebaut, wie eine natürlich vorkommenden mRNA, denn einer der Nukleotid-Bausteine der RNA (A-G-C-U), das Uracil, wurde durch „Pseudouridin“ ersetzt. Dieser Austausch macht die RNA viel stabiler, aber auch potenziell gefährlicher, denn durch diese Veränderung kann sie viele Regulationsmechanismen in der Zelle beeinflussen.
Bei dem Spikeprotein der Impfung wurden zwei Aminosäuren, die für die Erkennung durch das Enzym Trypsin ausschlaggebend sind, ausgetauscht. Diese Aminosäuren kommen nicht im viralen Spikeprotein vor (das Impfspikeprotein heißt Spike-PP, wobei P für die Aminosäure Prolin steht). Durch diese Veränderung enthält das synthetische Spike-PP in diesem Bereich keine Spaltstelle für Trypsin und bleibt somit dauerhaft im einem sog. Präfusions-Zustand und wird nicht mehr korrekt weiter verarbeitet. Diese Veränderung soll die Immunogenität steigern. Normalerweise wird das Spikeprotein aus dem Virus von Trypsin erkannt und gespalten. Durch diesen Aminosäureaustauch ist es möglich, die beiden Spikeproteine voneinander zu unterscheiden.
Für die Identifizierung des Spike-PP wurde die Methode der Massenspektrometrie herangezogen. Das Spikeprotein in der Blutprobe wird mit dem Enzym Trypsin verdaut und anschließend im Massenspektrometer analysiert. Stammt das Spikeprotein aus dem Virus, können (neben anderen Fragmenten) zwei Fragmente nachgewiesen werden, die durch die Spaltstelle im Bereich des erwähnten Aminosäureaustausches entstehen. Stammt das Spikeprotein (Spike-PP) hingegen von der Impfung, dann kann in diesem Bereich nur ein einziges Fragment identifiziert werden.
Die italienische Forschergruppe hat geimpfte, ungeimpfte COVID-19 positive und ungeimpfte COVID-19 negative Probanden getestet. Bei jeder Gruppe wurden 20 Personen untersucht. Bei allen ungeimpften Personen (COVID-19 negativ/positiv) war kein Spike-PP nachweisbar. Spike-PP war nur in den geimpften Probanden zu finden. Wobei das Spike-PP bei einigen Personen bis zu 187 Tage, also ein halbes Jahr nach der Impfung nachweisbar war.
Zwei Hypothesen könnten die lange Nachweisbarkeit erklären. A) Die RNA – oder die DNA Verunreinigungen in manchen Chargen – wird in die zelluläre DNA integriert und könnte so immer wieder für die Spike-PP Produktion sorgen. B) Die mRNA-LNP (Lipidnanopartikel) werden durch Bakterien des Blut-Mikrobioms* aufgenommen. Diese Bakterien können dann als Quelle für das „langlebige“ Spike-PP verantwortlich sein.
Die Nachweisemethode mittels Massenspektrometrie kann sowohl mit wenigen Tropfen Blut als auch mit Speichel oder mit dem Sekret aus Lungenlavage durchgeführt werden. Auch getrocknetes, auf Filter appliziertes Blut kann als Probe für die massenspektrometrische Analyse verwendet werden (siehe Literaturzitat).
Da für diese Analyse ein Massenspektrometer benötigt wird, welches für ein Routinelabor eine ziemlich teure Anschaffung darstellt (500 000 – 1.000 000 $), gehe ich momentan davon aus, dass diese Methode nicht für die Routineuntersuchung angewendet wird.
Dr. Renate Konopitzky (PhD)
„Detection of recombinant Spike protein in the blood of individuals vaccinated against SARS-CoV-2: Possible molecular mechanisms.” Carlo Brogna, Simone Cristoni, Giuliano Marino, Luigi Montano, Valentina Viduto, Mark Fabrowski, Gennaro Lettieri, Marina Piscopo. Proteomics Clin. Appl. 2023;2300048. https://doi.org/10.1002/prca.202300048
Yishai Aviram, L., Magen, M., Chapman, S., Neufeld Cohen, A., Lazar, S., & Dagan, S. (2018). Dry Blood Spot sample collection for post- exposure monitoring of chemical warfare agents—in vivo determina- tion of phosphonic acids using LC-MS/MS. Journal of Chromatography B: Analytical Technologies in the Biomedical and Life Sciences, 1093-1094, 60–65. https://doi.org/10.1016/j.jchromb.2018.06.035
Medical Advisory Secretariat. (2003). Neonatal screening of inborn errors of metabolism using tandem mass spectrometry: An evidence- based analysis. Ontario Health Technology Assessment Series, 3(3), 1–36.
*The Healthy Human Blood Microbiome: Fact or Fiction? May 2019 | Volume 9 | Article 148