Medizinische Ausbildung kritisch hinterfragt

Die Ausbildung der Ärzte hat sich über die letzten Jahrzehnte drastisch verändert. Sie dient zunehmend mehr den Interessen der Pharma-Industrie als dem Wohl der Menschen. Leider ist das vielen unserer Kollegen und Kolleginnen nicht bewusst.

Seitens der MFG – Liste Christian Fiala wollen wir im Rahmen der Möglichkeiten der Ärztekammer hier für Abhilfe sorgen.

Als Ärztinnen und Ärzte sind wir davon überzeugt, dass es wesentlich ist, den Menschen zu vermitteln, dass auch sie selbst aktiv werden müssten etwas für sich und ihre Gesundheit zu tun. Wir Ärzte sollten den Patientinnen und Patienten die Zusammenarbeit mit uns nahelegen und deren Notwendigkeit erklären. Das geschieht aber viel zu selten, auch weil dies Zeit braucht.

In der Ärzteausbildung wird das Thema Prophylaxe völlig unzureichend vermittelt. Themen wie Ernährung, gesunder Lebensstil, Bewegung u.a. werden lediglich angerissen, aber nicht vertieft. Die umfassenden Möglichkeiten der sogenannten komplementären bzw. alternativen Medizin werden nicht angesprochen. Kein Wunder, dass Prophylaxe in der ärztlichen Praxis nur unzureichend zum Tragen kommt, wenn ihre wirkliche Bedeutung nicht im medizinischen Bewusstsein verankert ist.

Dabei war die Ärzteausbildung schon viel weiter entwickelt. Nun werden traditionelle medizinische Zugänge und Traditionen, die es ungefähr bis zum 2. Weltkrieg gab, völlig ignoriert. Seitdem wurde im sogenannten Westen eine Forschung etabliert, die immer mehr in Richtung „Heilung mit chemischen Medikamenten und neuen Operationstechniken“ vorangetrieben wurde.

„Altes“ Wissen zu Prophylaxe und Behandlung von Krankheiten mit Diäten oder Anwendung von Heilkräutern wurde nicht mehr gelehrt bzw. ging verloren. Pflanzen wurden und werden – wenn überhaupt – nur als Rohstofflieferanten betrachtet, das Gesamtkonzept der Anwendung von Heilpflanzen verlor zunehmend an Bedeutung. Das früher (auch nur als Wahlfach) angebotene Thema „Geschichte der Medizin“ wurde im Rahmen der Harmonisierung der Mediziner-Ausbildung in der EU ersatzlos gestrichen.

Seit Ende der 1980iger Jahre wurde an der Medizinischnen Universität Wien das Wissen um die Heilpflanzenanwendung dem Institut für Pharmakognosie zugeordnet. Damit hat diese freiwillig die Anwendungsforschung der Heilpflanzen abgegeben, offensichtlich weil diesen keine Bedeutung zugemessen wurde.

Davon profitiert die pharmazeutische Industrie. Denn fehlen derartige Themen in der Ärzteausbildung, können sie von Ärzten in der Praxis nicht zum Wohle der Patienten genutzt werden. Junge, engagierte Menschen, die den Arztberuf aus Leidenschaft eingeschlagen haben, werden so bereits während der Ausbildung „auf Schiene“ gebracht, (ausschließlich) den schulmedizinischen Therapieweg einzuschlagen.

Ärzte, die über den Tellerrand ihrer universitären Ausbildung hinaus blicken wollen, sind auf Kurse und Weiterbildungen angewiesen, die meist recht kostenintensiv sind und die nicht – wie so manche Weiterbildung im Rahmen der Schulmedizin – durch Pharma-Unternehmen finanziert werden.

Man weiß, was man machen sollte – aber es passiert nichts. Dazu ein Beispiel aus dem Bereich Ernährung: Es wird zwar „gepredigt“ den Konsum von Zucker zu reduzieren, gleichzeitig steigt der Anteil an Zucker in Fertigprodukten, die einen vermehrten Anteil an der Ernährung der Menschen einnehmen bzw. dieser wird durch nicht weniger ungesunde Austauschstoffe ersetzt. Das Beispiel zeigt: Vieles, was im Bereich Prophylaxe notwendig wäre, ist seit Jahrzehnten bekannt, wird aber nicht ernsthaft vorangetrieben, weil es im Widerspruch zu den Interessen bestimmter Industriezweige steht.

Ärzte haben eine besondere Verantwortung gegenüber ihren Patienten. Aber diese können sie nur wahrnehmen, wenn ihre Ausbildung ganzheitlich ist und auch Vorgehensweisen und Therapiekonzepte umfasst, die nicht die Kassen der pharmazeutischen Industrie füllt.

Für eine derartige Ausbildung setzen wir uns ein.

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