Spikes: Wirkungen – Nebenwirkungen – Postvirale Zustände – Long Covid

Zusammenfassung des Vortrags von Dr. med. Claudia Nitsch am 12.02.2024 in der ÄK Wien

1) Was ist das Spikeprotein

„Spikes“ sind Oberflächenproteine der Coronaviren. Ihre Funktion besteht darin, dem Virus das Andocken an die Wirtszelle z.B. über den ACE2 Rezeptor zu ermöglichen und so in die Wirtszelle zu gelangen. In der Zelle wird das Virus dann repliziert.

2) Was können Spikeproteine auslösen?

a) Endothelschäden,

b) Mikro-/ Makrothromben,

c) Alveolitis,

d) Myo-/ Pericarditis,

e) Encephalitis.

3) Wie gelangen die Spikes in den Körper?

Inhalativ über die Atemwege 

a) das Schleimhautimmunsystem (angeborenes Immunsystem) wirkt als erste Barriere. Dadurch wird die Infektion üblicherweise nach einer Woche beendet.

b) bei Versagen der mucosalen Infektabwehr wird eine T- und B-Zellantwort induziert (zytotoxische T Zellen und Produktion von IgM -> IgG AK), wodurch einerseits Zyotokine freigesetzt und Makrophagen aktiviert werden und andererseits das Virus eliminiert wird (adaptive Immunantwort).

– Iatrogen (also durch die „Impfung“)

Im Fall der eingesetzten modRNA-LNP Impfstoffe (ca. 80% der Impfungen), die in den Oberarmmuskel injiziert werden und über die Lymphe in den Blutkreislauf gelangen, kann die modRNA nach dem Zufallsprinzip in die verschiedensten Organe verteilt werden. Die modRNA wird im Zytoplasma der verschiedensten Zellen in Spikeprotein übersetzt, welches anschließend über die MHC Klasse 1 und 2 Rezeptoren an der Zelloberfläche den immunkompetenten Zellen präsentiert wird. Damit kommt es neben der Bildung von gewünschten Antikörpern und zytotoxischen T Zellen, die bei einer Infektion die virus-infizierten Zellen zerstören, auch zur Zerstörung der „Spikefabriken“, nämlich den gesunden Körperzellen.

Die Antikörper, die nach der Verabreichung von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 gebildet werden, sind primär gegen die Oberfläche (das Spikeprotein) der ursprünglichen Wuhan Variante gerichtet.

Bei den neueren, bivalenten Impfstoffen mit der Ausrichtung gegen die Varianten Wuhan und Omikron ist der Antikörper Anstieg im Blut zwar reproduzierbar, allerdings nach 3 Monaten wieder nahezu auf das Ursprungsniveau abgefallen.

-> Was kann diesbezüglich angedacht werden? Die Spezialisten arbeiten an dem Thema.

4) Kennen wir schon andere post-virale Zustände? -> JA

Einige Beispiele dazu: sind EBV Infektionen, Pfeiffersches Drüsenfieber (EBV), Influenza

Die Symptome sind unter anderen chronische Müdigkeit (Fatigue Syndrom), Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Muskelschmerzen, intermittierende Tachykardien (POTS), Belastungsintoleranz.

5) Sind die klinischen Symptome der postviralen Zustände nach EBV Infektionen usw. denen nach einer SARS-CoV- 2 Infektion ähnlich? -> JA

6) Was können mögliche Ursachen sein?

a) Schäden durch das Spikeprotein, wie Endothelschäden, Mikrothromben, Amyloid Ablagerungen (entstehen beim Spike Abbau, oder durch falsche Translation der modRNA), noch zirkulierende Spikes, Virus- oder Viruspartikelpersistenz,

b) Autoimmunerkrankungen durch Hybridkomplexe (doppelsträngige modRNA in kristallinen Strukturen), Überstimulation des Immunsystems (könnte einen Zytokinsturm oder Gerinnungsstörung auslösen)

7) Was können wir Ärzte, je nach Klinik, im Labor testen?

Blutbild, CRP, D-Dimer; NT-pro BNP* Spiegel, PTZ, PTT, Troponin-T, IL-6 (Interleukin-6), ANA (antinukleäre Antikörper), ABETA 42/40 Verhältnis (anti-Amyloid Antikörper), TGF-ß1 (transforming growth factor), Anti-phospholipid Antikörper, anti-ADAMTS13 (Metalloprotease) Antikörper, SSA/Ro Antikörper, Antikörper gegen Plättchenfaktor-4, SARS-CoV-2 Antikörper, IgG4 Antikörper.

8) Was gibt es für Therapieansätze?-> Es gibt keinen gesicherten Therapieansatz, (keine „Goldstandard“ Therapie)

Es gibt nur Möglichkeiten den Körper dabei zu unterstützen, die Auswirkungen der Spikes und die Spikes selbst „loszuwerden“.

a) Medikamentöse Behandlung:

Herkömmliche Immunsupressiva, wie Dexamethason; aber auch Januskinase-Inhibitoren, wie Baricitinib; IL-6 Blocker, wie Tocilizumab; IL-1 Rezeptorantagonist, wie Anakinra

Neue Therapie gegen Autoantikörper mit sog. Aptameren** wie BC-007 (dzt. Infusionstherapien in KH Floridsdorf, Favoriten)

a) Antikoagulationstherapie

b) Darmsanierung: Mikrobiom Analyse, Fasten, um die Autophagie zu stimulieren

c) Moderates körperliches Training nach internistischer Abklärung der Belastbarkeit

d) Nahrungsergänzungsmittel: wie z.B. Polyphenole

9) Welche Fragen stehen im Raum bzw. welche Zukunftsaussichten gibt es?

a) Besteht die Möglichkeit, dass weitere Mutationen der Omikron-Varianten (dzt. sind JN.1, JN 2.5, BA 2.86) die Kontrolle durch das Immunsystem umgehen können?

b) Was kann man zur Stärkung der Abwehrkräfte tun?

-> Es ist daher sehr wichtig, alle bereits bekannten Daten und Erkenntnisse genau zu prüfen um entsprechend reagieren zu können.

Dr. med. Claudia Nitsch (Vortrag)

* N-Terminales Pro-B-Typ Natriuretisches Peptid

** synthetische einzelsträngige DNA, die die Bindungsfähigkeit des Antikörpers blockiert

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