Vergleichende serologische Untersuchungen von Jugendlichen mit und ohne Myokarditis nach der mRNA Vakzinierung

In einem Zeitraum von Jänner 2021 bis Februar 2022 wurden von 61 Jugendlichen im Alter von 12-21 Jahren Blutproben nach der COVID-19 mRNA Vakzinierung entnommen. 16/61 Jugendliche haben nach der Vakzinierung eine Myokarditis entwickelt. Die 16 Patienten klagten über Brustschmerzen und hatten außerdem einen erhöhten Troponin T Spiegel im Blut. Die 61 Probanden wurden entweder mit Pfizer BNT162b2 oder Moderna mRNA-1273 immunisiert, wobei die Mehrzahl den Pfizer-Impfstoff erhielt.

Alle 61 Blutproben wurden einer ausführlichen Analyse unterzogen. Es wurde das Antikörperprofil (anti-Spike Protein und frühere virale Infektionen) ermittelt und die T-Zellantwort gegen das Spikeprotein bestimmt. Zusätzlich wurde ein detailliertes Zytokinprofil erstellt und eine hämatologische Analyse durchgeführt. Schließlich wurde das Blut auf das Vorhandensein von „freiem“ Spikeprotein, also dem Vakzin-Antigen selbst, getestet.

Demografische Daten der Probanden

PatientenmerkmalePost Vac Myokarditis (16)Post Vac asymptomatisch (45)
Alter (Durchschnitt)16 (12-21)15 (12-20)
Männlich1318
Asiatisch24
Schwarz01
Kaukasisch1123
Nicht definiert210
Unbekannt17
Hispanic59
Demografische Daten der Probanden

Die ersten Symptome der Myokarditis wurden innerhalb der ersten Woche nach der Spritze (1-19 d mit einem Median von 4 d) gemeldet.

* 12/16 Patienten entwickelten nach der 2. Dosis Symptome

* 2/16 hatten bereits nach der 1. Dosis Symptome

* 2/16 nach der 3. Dosis Symptome.

Bei allen Patienten wurden ein erhöhter kardialer Troponin T Wert (Median: 260 ng/ L; maximaler Normbereich: 14 ng/ L) und ein erhöhter CRP Spiegel (Median: 29,75 mg/ L; maximaler Normbereich: 8 mg/ L) gemessen. Symptomfreie Probanden zeigten keine Erhöhung dieser Parameter im Blut. Bei der Bestimmung der Antikörpertiter (IgG, IgM, IgA) gegen das Spikeprotein oder der RBD (Rezeptor Binding Domain des Spikeproteins) konnte kein Unterschied zwischen symptomatischen und asymptomatischen Probanden festgestellt werde. Weiters wurden mehr Informationen zum Immunstatus erhoben, indem der Antikörperspiegel gegen verschiedenste häufige pathogene Viren, wie RSV, Influenza, ß-Corona, Cytomegalovirus,

Epstein-Barr Virus, Herpes Simplex I, Masern, Mumps und Röteln) bestimmt wurde. Auch hier war kein Unterschied zwischen den beiden Kohorten zu beobachtet.

Schließlich konnte auch bei der Analyse der T-Zellantwort (T Helferzellen* und zytotoxische T Zelle**) kein Unterschied in den 61 Patienten detektiert werden.

Eine eindeutige Differenzierung zwischen symptomatischen und asymptomatischen Probanden wurde bei der Analyse des Zytokinprofils festgestellt. Dabei zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Zytokine IL-8, IL-6, TNF-a, IL-10, Interferon g und IL-1ß, wobei IL-8 am stärksten erhöht war und mit den erhöhten Troponin T Werten korrelierte. {IL=Interleukin, TNF=Tumornekrosefaktor}

Genauere hämatologische Untersuchungen zeigten eine signifikante Erhöhung der totalen Leukozytenzahl in Patienten mit Post Vac Myokarditis, wobei die Anzahl der Neutrophilen besonders angestiegen war. Hingegen war die Thrombozytenzahl im Vergleich zu asymptomatischen Probanden erniedrigt. Diese Befunde deuten darauf hin, dass zwar die humorale und die zelluläre Immunantwort gleich funktionieren, aber eine moderate Aktivierung des angeborenen (innate) Immunsystem in Post Vac Patienten stattfindet.

Schließlich wurden die Blutproben noch auf das Vorhandensein von „freien“ Spikeprotein untersucht (in dem Fall wird das Spikeprotein nicht durch Antikörper gebunden). Patienten mit Myokarditis hatten 33,9 ± 22,4 pg/ mL „freies“ Spikeprotein im Blut. Das steht im krassen Gegensatz zu den asymptomatischen Probanden, die alle negativ auf das „freie“ Spikeprotein getestet wurden (unpaired t-test: P<0,0001). Diese Beobachtungen wurden sowohl bei weiblichen als auch bei männlichen Jugendlichen gemacht. Das „freie“ Spikeprotein konnte bis zu 3 Wochen nach der Vakzinierung detektiert werden.

Jeder rote Punkt repräsentiert einen

symptomatischen

MyokarditisPatienten

Wie bereits erwähnt besteht die beste Korrelation zwischen der Erhöhung von IL-8, des Troponin T Spiegels und des Nachweis von „freiem“ Spikeprotein im Blut.

Zwei Punkte, die ich hier noch erwähnen möchte:

i) die Untersuchung wurde mit einer relativ kleinen Anzahl an Probanden durchgeführt;

ii) die Kohorten waren nicht ausgeglichen, denn es wurden mehr Probanden mit BNT162b2 immunisiert als mit Moderna mRNA-1273.

Ein weitere Bemerkung betrifft die Häufigkeit der Myokarditis als Nebenwirkung der mRNA Vakzine. Je nachdem welche Quelle man heranzieht, kann die Zahl der Myokarditisfälle als Nebenwirkung unterschiedlich ausfallen.

Dr. Renate Konopitzky (PhD)

Literatur: Circulating Spike Protein Detected in Post-COVID-19 mRNA Vaccine Myocarditis

Circulation 2023; 1 47:867-876, DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA. 122.061025

*T Helferzellen: CD3pos, CD4pos T Zellen, die nach der Aktivierung Zytokine ausschütten. Diese Zytokine wirken inflammatorisch und aktivieren Makrophagen, aber auch T Zellen und B Zellen.

**Cytotoxische T Zellen: CD3pos, CD8pos T Zellen, die nach ihrer Aktivierung die Zielzellen zerstören

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