Im September 2021 wurde eine italienische Studie im „Tumori Journal“ (gehört zur Gruppe der SAGE Journale) veröffentlicht, in der serologische Proben aus einer Blutbank auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 untersucht wurden. Ursprünglich wurden diese Blutproben für eine Krebsstudie gesammelt, in der gesunde Probanden auf Faktoren getestet wurden, die eine Früherkennung einer Krebserkrankung möglichmachen könnten. Die Blutproben (n=959) wurden den Probanden im Zeitraum von September 2019 bis März 2020 entnommen und sie stammten aus allen Regionen Italiens.
Die Blutproben wurden auf Antikörper gegen die Rezeptorbindungsdomäne (RBD) des SARS-CoV-2 Spike Proteins untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass 111 von 959 (11,6%) Proben zum Zeitpunkt der Blutabnahme Antikörper positive waren. Es handelte sich dabei um sog. asymptomatische Infektionen. Die allererste positive Probe aus dieser Kohorte stammte vom 3. September 2019.
Der verwendete Test detektierte Antikörper vom Typ IgG. In diesem Kontext ist es wichtig zu erwähnen, dass bei einer Erstinfektion zuerst Antikörper des IgM Typs gebildet werden, welche in den folgenden 1-2 Wochen durch Antikörper des IgG Typs ersetzt werden. Da die identifizierten Antikörper vom IgG Typ waren, kann daraus geschlossen werden, dass die Infektion schon im August stattgefunden haben muss. Im September wurden 23/162 (14,2%), im Oktober 27/166 (16,2%) der Proben positiv getestet. Im Februar 2020 waren sogar mehr als 30% der abgenommen Blutproben positiv.
Diese Ergebnisse zeigen, dass der offizielle Zeitpunkt, zu dem der „erste Fall“ detektiert wurde, nicht mit den Untersuchungen der Proben des Herbst 2019 übereinstimmten. Der erste positive Test in Italien wurde am 30. Jänner 2020 in Rom gemeldet (ein Tourist aus China mit Symptomen). Auf Grund der Tatsache, dass es schon im Herbst 2019 eine signifikante Zahl an asymptomatischen SARS-CoV-2 Fällen gegeben hat, ist es unübersehbar, dass die Häufigkeit der SARS-CoV-2 infizierten Personen deutlich unterschätzt wurde. Das bedeutet aber auch, dass die Mortalitätsrate eindeutig überschätzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurden vorwiegend Personen mit Symptomen getestet. Es ist daher davon auszugehen, dass es sehr viel mehr Fälle (asymptomatisch) gegeben hat, als offiziell bestätigt wurden.
Zusätzlich haben Ärzte aus der Lombardei und dem Piemont schon im Herbst 2019 berichtet, dass sie vermehrt akuten Atemwegssymptomen in der älteren Patientenpopulation mit atypischer bilateralen Bronchitis, die nicht Influenza bedingt war, beobachteten.
Dr. Renate Konopitzky (PhD)